Urlaubszeit ist Mitbringsel-Zeit: ja genau, Mitbringsel, die ganzen Dinge, die man im Urlaubsland euphorisch kauft, weil man sie dort angesichts von Sonne und guter Laune total super findet, und die dann zuhause ohne den Kontext im Regal verstauben. Das gilt sowohl für Teile, die man sich selbst gönnt als auch für solche, mit denen Familie und Freunde beglückt werden sollen. Ganz gut fährt man eigentlich immer mit dem simplen Trick, einfach zu fragen, ob jemand sich etwas bestimmtes wünscht, statt krampfhaft überraschen zu wollen. Ein passionierter Kaffeetrinker freut sich bestimmt über 5 Päckchen Kaffee mehr als über ein T-Shirt mit dem italienischen Stiefel drauf.
Grundsätzlich sollte man sich die Frage stellen: Möchte ich die Sachen zuhause auch benutzen, weil ich sie im Urlaub als angenehm entdeckt habe (also etwas mehr von dem leckeren Olivenöl mit nach Hause nehmen) oder geht es mir darum, emtionale Urlaubsstimmung einzufangen? In letzterem Fall wären wir wahrscheinlich tatsächlich mit der Strandpostkarte oder z.B. auch mit Kosmetik aus dem Urlaubsland gut beraten: Denn durch Gerüche steigen zuhause Bilder und Erinnerungen schnell wieder auf. Eine süße Idee für frisch Verliebte ist es, eine Speisekarte aus dem Lieblingscafé im Urlaubsort zu mopsen (natürlich nur, für wen das moralisch vertretbar ist, manche Cafés verkaufen auch ihre Karten, wenn man lieb fragt) und der Liebsten zuhause zum Sonntagsfrühstück als kleine Urlaubsverlängerung überraschend vorzulegen – dann sollte man allerdings auch die gewünschten Brioche nebst Cafè au lait vorrätig haben! Eine gute Idee ist es auch immer, Einheimische zu fragen, was sie selbst denn mitnehmen würden, wenn sie in ein anderes Lad fahren – selten wird da eine Lady Diana-Tasse oder ein alberner Sombrero eine Rolle spielen. Für alle, die der jeweiligen Landessprache für letzteres nicht mächtig genug sind, hier ein paar Tipps (ohne Gewähr und höchst persönlich gefärbt).
Portugal:
Typisches Mitbringsel ist die (zugeben sehr schöne) portugiesische Keramik, die aber auf einem Flug schnell kaputt gehen kann und zudem einiges an Gewicht mitbringt. Wer nicht in die Stereotyp-Falle tappen will, umgeht am besten den portugiesischen Hahn, der auf allem prangt. Netter und leichter: Zu Ostern wird in Portugal traditionell Gebäck aus Feigen (Figo) hergestellt. Die üppige Feigenmasse wird in runde Formen gepresst. Weil Figos so üppig und süß sind, muss man nicht viel mitbringen, um einen Feigenfan glücklich zu machen.
Spanien:
Klassisch wäre der spanische Jamon, der aber nur wirklich vom Stück frisch aufgeschnitten lecker schmeckt und appetitlich aussieht. Wer will schon einen in Plastik verpackten Schinken aus dem Supermarkt essen, wenn es ihn nach Urlaubserinnerungen gelüstet? Ein Bogen machen sollte man um alberne Flamenco-Fächer und Sombreros, die daheim keiner mehr anrührt. Wenn schon Essbares, dann z.B. eine Chorizo, die Salami ist gut transportabel.
Italien:
Ganz eindeutig auch ein Land der kulinarischen Genüsse. Ein tolles Mitbringsel, weil haltbar, günstig und zudem wunderschön anzusehen: italienische Konserven! Gemeint sind die kleinen Döschen mit Tomatenmark, Muscheln und Kapern, die tausendmal dekorativer als bei uns aussehen. Herum kommt man außerdem nicht um ein gutes, am besten frisch an der Mühle abgefülltes Olivenöl, Wein vom Weingut, Kaffee, Kastanienmehl oder Trüffel (im Herbst). Das x-te Strandhandtuch mit Muschelprint braucht dagegen keiner.
Holland:
Eindeutiger Liebling der Redaktion: Vla! Eine Art Pudding zum Trinken im Tetrapack. Muss leider gekühlt werden, passt daheim aber prima über Waffeln, Pfannkuchen, oder besonders sündig zu Eis. Ebenso süß: Hagelslag (bunte Streusel). Ein Produkt, das nicht jedem liegt, ist Appelstroop (Apfelkraut). Bitte in Holland lassen: Holzschuhe, die man vor Ort originell findet, mit denen man sich dann aber daheim die Haxen bricht. Und Tulpen – sind vielleicht als Tulpensamen noch spannend.
Großbritannien:
Noch ein Kunststoff-Big Ben neben Mini Yellow Cab und den Tassen mit unvorteilhaften Königshausgesichtern? Nein danke! Orangenmarmelade und Schwarzen Tee gibt es auch bei uns zuhauf. Schöner also, etwas auszuwählen, das typisch London ist, etwa coole Second Hand Sachen vom Camden Market oder witzige Gummistiefel. Auch nett, weil dekorativ und spannend grafisch: Ein Retro-U-Bahn-Plan zum an die Wand hängen.
Thailand
Hier schließlich wird es schon komplexer, denn Asien hat im Allgemeinen vieles zu bieten, das es bei uns nicht gibt. Ein maßgeschneiderter Anzug aus billigen Designerstoffen etwa ist begehrt, aber als Mitbringsel aufwendig. Günstige Alternative sind die zahlreichen sehr witzigen Print Shirts für kleines Geld, die man in vielen kleinen Shops bekommt. In Europa inzwischen zwar auch – dafür zum doppelten Preis. Und ein Geheimtipp aus dem thailändischen Mini Market: Prickly Heat Powder! Ein Körperpuder, angereichert mit z.B. Lavendel oder Teebaumöl, der die sonnengeplagte Haut kühlt und trocknet.
Generell kann man sagen, dass es eine gute Idee ist, mit (fast) leeren Taschen zu fahren. Denn fast alles, das man panisch daheim einpackt, in der Meinung, nicht ohne es auszukommen, gibt es auch in den ja meist zivilisierten Urlaubsländern zu kaufen. Dagegen freut man sich sehr, wenn man den besonders leckeren Wein auf dem kleinen Weingut im Chianti entdeckt, und einfach noch etwas Platz im Auto ist, um spontan den Genuss nach Hause zu verlängern. Und bei allem, das man anderen als Mitbringsel angedeihen lässt, sollte man sich schlicht ehrlich fragen: Würde ich das haben wollen? Bei einem klaren „Ja“ gibt’s grünes Licht für die schönsten kleinen Geschenke zur wärmsten Zeit des Jahres.